Friedhöfe ändern sich
„Man sieht heute immer weniger Besucher mit der Gießkanne in der Hand“, erzählt Dr. Ralf Hammecke, 55. Er ist Diakon bei St. Lamberti, war lange Geschäftsführer der Zentralfriedhofskommission in Münster und ist nun alleiniger Geschäftsführer der Dialog-Medien und Emmaus Reisen GmbH. Er beobachtet eine große Veränderung auf den Friedhöfen. Viele Menschen trauern heute anders, wenn Angehörige oder Freunde sterben. Familien leben immer seltener an einem gemeinsamen Ort. Es gibt viele Single- und Zwei-Personen-Haushalte – so fragen sich viele: „Wer pflegt das Grab?“ In der traditionellen Bestattungskultur war ein großes Familien- oder Einzelgrab selbstverständlich. Heute liegt der Anteil der Urnenbestattungen auf dem Zentralfriedhof schon bei knapp 70 Prozent. 1980 waren es nur fünf Prozent. Viele haben zudem den letzten Wunsch, gar nicht mehr auf einem normalen Friedhof bestattet zu werden, sondern wählen für die letzte Ruhe einen Friedwald oder das Meer für die Seebestattung. Und damit ändern sich die klassischen Friedhöfe. Auf immer mehr freien Plätzen zwischen den Grabsteinen wächst Rasen statt Stiefmütterchen und Heidekraut um bronzene Windlichter.
Reise in die Vergangenheit
Dr. Ralf Hammecke ist ein kluger Begleiter für einen Spaziergang über den Friedhof. Er studierte Theologie, Kunstgeschichte und Volkswirtschaft in Münster und in Rom. Als Diakon von St. Lamberti lernte er auf Beerdigungen verschiedenste Schicksale kennen und die verschiedensten Arten zu trauern. Umso mehr wertschätzt er die Bestattungskultur. „Die wird seit tausenden Jahren gepflegt“, erzählt er, „die Ägypter haben für die Verbindung zwischen Erde und Himmel für ihre verstorbenen Könige Pyramiden gebaut. Die Römer beerdigten die Ihren entlang der Konsularstraßen (Versorgungsstraßen für das römische Reich, Anm. d. Redaktion).“ Im achten Jahrhundert bauten die Christen ihre Kirche auf vorhandene Friedhöfe, und dann haben sich rund um die Kirchen die Orte entwickelt. Zur Zeit der Bistumsgründung in Münster wollten die gläubigen Menschen nah am Altar begraben werden, so entstanden um fast alle Altstadtkirchen neue Friedhöfe. „Das war das Lebensgefühl: Wo man geboren und getauft wurde, wollte man auch begraben sein. Etwa 90 Prozent der Bevölkerung blieb schließlich ein Leben lang am Heimatort“, erklärt Dr. Hammecke. Das ist der Unterschied zur heutigen Zeit, in der die Menschen viel mobiler sind und ein Wohnortwechsel zunehmend selbstverständlich ist.
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Text/Foto: Münster! Magazin
19.11.2020